Sicherlich kennst du das auch. Du hast einen Plan, ein Ziel welches du gern umsetzen möchtest. Nehmen wir mal an, du möchtest einen Vortrag halten oder ein Video machen. Du sammelst deine Ideen, bringst sie zu Papier. Du sprudelst vor Begeisterung, freust dich richtig darauf und der Ablauf wie das Ganze verlaufen soll, spielt sich bereits in deinem Kopf ab. Du betrittst die Bühne, trittst ans Rednerpult. Der Spot geht an und alle Kameras sind auf dich gerichtet. Du schaust ins Publikum und fängst an zu sprechen. Mit jedem Wort verschwindet auch deine anfängliche Unsicherheit und du wirst ruhiger und gelassener. Nachdem du voller Enthusiasmus das letzte Wort gesprochen hast, ertönt törender Beifall.

Nun das zweite Beispiel des Videodrehs. Du findest in deinem Ideenreichtum ein geeignetes Thema. Bereitest dich darauf vor, legst dir bereits Worte in deinem Kopf zurecht. Du schaltest die Kamera ein setzt dich ins richtige Licht und nimmst dein Video auf. Danach bearbeitest du es kurz und bringst es zur Veröffentlichung.

Hört sich alles erstmal total leicht an oder?

Ja, genauso könnte es auch sein, wäre da nicht ein Anteil in dir der alles perfekt machen will.

Vermutlich kennst du ihn genauso gut wie ich ihn kannte. Denn er begegnet dir meistens fast täglich. Er ermahnt dich, er belehrt dich. Er erhebt den Finger bist du verstehst, dass es so nicht geht.

Es ist der Anteil, der dich nicht einfach so sein lässt wie du bist.

                                                          DEIN PERFEKTIONISMUS 😜

 

Nehmen wir noch einmal die gleichen Szenarien inklusive deines Perfektionismus. Wie läuft das Ganze nun ab?

Nicht so easy wie vorher, denn nun stellen sich jede Menge Hindernisse in den Weg, die im schlimmsten Fall verhindern, dass du diesen Vortrag überhaupt halten wirst.

Also noch mal von vorn. Wie siehst die Geschichte nun aus?

Du hast einen Plan, ein Ziel welches du gern umsetzen möchtest. Nehmen wir mal an, du möchtest einen Vortrag halten oder ein Video machen.

Der Vortrag

Du sammelst deine Ideen, bringst sie zu Papier. Du bist total begeistert von deiner Idee und könntest am liebsten sofort loslegen, auch ohne Vorbereitung. Stattdessen vergeudest du nun endlose Stunden damit, die richtigen Worte niederzuschreiben. Immer wieder beginnst du von vorn, weil du glaubst, dass ist noch nicht das perfekte Wort, der perfekte Ausdruck. Du möchtest ja nicht als dumm oder ähnliches bei den Zuhörern rüberkommen, denn da sind ja auch noch Glaubenssätze in dir die hier auch noch etwas zu sagen haben. Also brauchst du endlose Stunden bis der Vortragstext endlich steht. Deine Begeisterung versiegt schon allmählich. Aber du freust dich immerhin noch drauf. Nun ist es soweit. Bevor du jedoch die Bühne mit deinem Vortragstext betrittst, stellen sich noch andere Hindernisse in den Weg. Jetzt geht es erst einmal darum, was hast du überhaupt an. Ist es das perfekte Outfit für diesen Vortrag? Oh nein, falsche Krawatte oder der Pickel im Gesicht. Der war doch gestern noch nicht da. Ja so kann ich unmöglich…..

Auch die Haare liegen nicht so wie sie sonst immer liegen. Einfach perfekt. Aber heute, nein so gehe ich nicht aus dem Haus. Was sollen denn die Leute von mir denken? So eine Chance bekomme ich doch nie wieder und wenn jetzt nicht alles stimmt dann……..

Ok, Notfalllösung gefunden – ja so geht es. Pickel überschminkt, Haare irgendwie doch noch hinbekommen, einfach ohne Krawatte, ach es wird schon gehen.

Endlich bist du auf der Bühne. Die Aufregung steigt… und vor lauter Lampenfieber hast du nun auch noch deine Eingangsworte vergessen. Du kannst doch nicht einfach nur von deinem Zettel ablesen. Wie kommt denn das rüber? Oh mein Gott. Panik steigt in dir auf. Dein Perfektionismus redet immer wieder auf dich ein, lass es … du wirst dich blamieren. Du wirst ausgelacht oder ähnliches. Gleichsam mischen sich nun auch noch deine weiteren Glaubenssätze ein. Ja, du hast schon mal versagt, weißt du noch? Mach dich doch nicht lächerlich, du bist nicht gut genug…

 

Der Videodreh

Du findest in deinem Ideenreichtum ein geeignetes Thema. Bereitest dich darauf vor, legst dir bereits Worte in deinem Kopf zurecht oder machst dir auch kurze Notizen. Grrrrrrrr…. Verdammt, wie genau soll ich das rüberbringen damit es verständlich ist? Dein Kopf zerspringt fast. Wut staut sich vielleicht auf in dir. Wie kann ich nur so blöd sein. Es ist doch eigentlich so einfach. Deine Glaubenssätze wollen selbstverständlich auch hier mitspielen. Endlich hast du die richtigen Worte. Jedoch bevor du nun die Kamera einschaltest, gehst du erstmal ins Bad. Es braucht schließlich Vorbereitung. Andere Leute sehen dich schließlich und da muss alles perfekt sein. Haare, MakeUp, Kleidung. Ach ne im weißen Pulli wirkt mein Gesicht etwas blass. Ich sehe ja aus wie der Tod auf Latschen. Und die Sommerbräune ist schon lange nicht mehr vorhanden. Lieber das bunte Shirt. Ehe du dich versiehst, findest du dich in deinem Schlafzimmer wieder. Du durchstöberst deinen Kleiderschrank. Auf dem Bett liegen schon einige Klamotten, die du anprobiert hast. Die bunte Bluse, aber nein, da sehe ich ja aus wie ein Hippie und mein Gesicht kommt gar nicht zur Geltung. Die Zeit vergeht und du wirst mit jedem Kleidungsstück unzufriedener, denn dein Perfektionist steht hinter dir und redet dir ein, was gut ist und was nicht. Im schlimmsten Fall gehst du jetzt erstmal shoppen. Ja du brauchst was anzuziehen, was kameratauglich ist. Endlich hast du etwas passendes gefunden. Aber nun braucht das Ganze auch Stil bei deinem MakeUp und deinen Haaren, denn schließlich muss ja alles perfekt sein. Du wirst ja schließlich im Internet gesehen und da musst du eine gute Figur, perfektes Aussehen haben und noch dazu das perfekte Video machen. Du ahnst worauf ich hinaus will?

Bevor du nun endlich vor der Kamera sitzt, wenn überhaupt denn schließlich ist es heute nicht so perfekt. Besser morgen. Da ist mein Taint besser, die Sonne scheint etc. Ok, also Kamera an und nun dieses Desaster. Durch die gesamte Vorbereitung ist natürlich deine Begeisterung schon längst verschwunden. Du bist unsicher und schließlich kannst du ja den Text nicht ablesen, sondern musst frei sprechen. Wie kommt das sonst rüber bei den Leuten? Ich muss perfekt sein. Du fängst an zu stottern oder du nimmst einfach immer nur kurze Videosequenzen auf. Liest den Text vom Papier und nimmst dann dieses gelesene schnell auf. Dann der nächste Satz. So verfährst du Stück für Stück. Endlich hast du es geschafft. Das Video ist nach gefühlten tausenden Unterbrechungen aufgenommen. Genauso viele Stunden benötigst du nun jedoch auch für die Bearbeitung. Oh mein Gott, da sind Versprecher drin oder da sieht man die Falten auf meiner Stirn. Nein, so geht das nicht. Ich muss alles neu machen oder unendlich viel herausschneiden. Nach endlosen Qualen deines Perfektionisten hast du es endlich geschafft, dein Video zu veröffentlichen. Doch der Stress ist noch nicht vorbei. Nun stranguliert er dich fast mit den Gedanken, es könnte doch noch etwas nicht gut ankommen bei den Menschen. Dafür wartet er mit all den unterstützenden Glaubenssätzen auf, die deinen Selbstwert in den Keller treiben. Dort verschanzt du dich und willst nie wiedergesehen werden und zwar für den Rest deines Lebens.

Nein, du bist nicht gut genug. Nein, du wirst niemals perfekt sein. Nein, ich habe es dir bereits vorher schon gesagt.

Tausende solcher Worte und Sätze könnten hier zugefügt werden. Doch belassen wir es dabei. Ich glaube, du hast den Sinn dahinter verstanden.

Du siehst, wie dein Perfektionismus dich im Griff hat.

Aber wie kommst du aus dieser Falle die dieser Anteil dir täglich das Leben manchmal zur Hölle macht?

Indem du anerkennst. Du bist perfekt, wenn du Unperfekt bist. Wenn du dein Sein einfach so annimmst wie du bist. Es gibt einen schönen Ausdruck „Nobody is perfect!“ und muss es auch nicht sein. Denn ist dieser Anteil zu stark ausgeprägt, nimmt er dir das worauf du dich eigentlich freust und es mit Begeisterung tun würdest. Er stellt dir jede Menge Hindernisse in den Weg, die dich vom eigentlichen abhalten. Es ist ein absoluter Energieräuber.

Begeisterung ist aber immer im Moment, im Jetzt! Nicht erst wenn du perfekt aussiehst, perfekt gekleidet bist, perfekt geschminkt, perfekte Worte hast und so weiter.

All die Vorbereitungen sind Hindernisse. Nicht falsch verstehen, du sollst natürlich auch nicht wie der letzte Penner aussehen, aber natürlich. Du musst auch nicht die perfekte Worte benutzen, das klingt unecht und macht dich keineswegs authentisch. Hau raus, was du sagen willst. Bring deine Message rüber worum es dir eigentlich geht. Und die Menschen folgen dir, schauen sich deine Videos an oder hören deinen Vorträgen zu, für die das was du zu sagen hast, wichtig oder hilfreich ist. Und Versprecher, Pickel oder der weiße Pullover der dich blass machen sind total unwichtig, machen dich aber authentisch. Und das ist es doch, worum es eigentlich geht. Sich zu erlauben, menschliche Schwächen oder Makel zu zeigen, macht dich vielleicht Unperfekt und damit total Perfekt. Es lässt dich frei sein, ohne Stress und Anspannung. Und du hast damit mit Leichtigkeit dein eigentliches Ziel erreicht. Nämlich den Menschen zu dienen mit dem was du auf dieser Erde mitgeben kannst oder wo du unterstützen kannst. Du bist ein Teil eines Ganzen Universums, der wichtig ist.